Diesen Beitrag weiterempfehlen:

Wie eine Prophylaxebehandlung gegen Virusinfektionen schützt

Wie Sie sicher wissen, hat Prophylaxe in meiner zahnärztlichen Praxis einen hohen Stellenwert.

Und ich werde nicht müde, immer wieder zu betonen, dass ein intakter Mundraum mit sauberen Zähnen und einem gesunden Zahnfleisch unser Ziel ist. Weil diese die Gesamtgesundheit des Menschen positiv beeinflussen.

Umso unverständlicher waren für mich die kritischen Fragen diverser Medien während des Höhepunktes von COVID-19, ob Zahnarztbesuche denn gerade jetzt sinnvoll seien. Ob man nicht lieber mit einer Zahnbehandlung warten solle, bis die Infektionsgefahr vorüber sei. Oder ob man nur für einige wenige Behandlungsarten eine Art Erlaubnis aussprechen sollte.

Doch mittlerweile hat sich herausgestellt, dass einige Zahnerkrankungen, wie zum Beispiel eine Gingivitis oder Parodontitis, das Risiko sich mit einem Virus zu infizieren um ein Vielfaches erhöhen.

Warum?

Die Mundhöhle ist der Eingang für Bakterien und Viren

Nach fünf Monaten Corona-Zeit klärt sich immer mehr, was das Virus mit dem Organismus macht und vor allem, wie man einer Infektion vorbeugen kann.

Natürlich wissen wir schon lange, dass eine Virusinfektion überwiegend eine Tröpfcheninfektion ist. Das Risiko einer Schmierinfektion, also eine Übertragung von Hand zu Hand oder Gegenstand zu Hand, ist deutlich geringer.

Und somit ist der Mund- und Rachenraum die erste Kontaktfläche, auf die ein potenzieller Erreger durch eine simple Einatmung trifft.

Zum Mund- und Rachenraum gehören Nasenhöhle, Rachen, Zähne, Zahnfleisch und Zunge. Sind sie gesund, bilden sie ein natürliches Hindernis für alle von außen kommenden Erreger. Wie zum Beispiel SARS CoV-2, besser bekannt unter Corona.

Doch was ist, wenn dieser so wichtige Kontaktraum krank ist? Eine kleine Entzündung am Zahnfleisch oder ein hartnäckiger Schnupfen kann bereits zum Risiko werden. Kann, nicht muss!

Die oberste Priorität eines Zahnarztes ist, den Mundraum gesund und intakt zu halten. Dazu gehören gesunde, fest Zähne und ein gesundes straffes Zahnfleisch.

Erhöhtes Risiko für Coronainfektion bei Parodontitis

Ein gesundes Zahnfleisch ist im Idealfall rosig und gut durchblutet. Es liegt straff an allen vier Seiten des Zahnes an und schützt den Zahnhals und die Zahnwurzel vor eindringenden Fremdkörpern, wie Bakterien und krankmachenden Erregern, wie zum Beispiel Viren.

Doch was ist, wenn das Zahnfleisch nicht gesund ist? Seine Funktion daher nicht oder nur ungenügend erfüllen kann? Zum Beispiel bei einer Gingivitis, einer Zahnfleischentzündung oder gar einer Parodontitis, einer Entzündung des Zahnhalteapparates?

Nahezu drei von vier Deutschen leiden unter einer mehr oder weniger starken Form von einer Parodontitis. Damit gehört Parodontitis zu den großen Volkskrankheiten unserer zivilisierten Welt. Neben Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Oder anders ausgedrückt: bis zu 75 Prozent der deutschen Bevölkerung könnte ein erhöhtes Risiko für eine Virusinfektion haben.

Daran erkennen Sie eine Parodontitis

Das Fatale an einer Parodontitis ist, dass sie schleichend, beinahe unbemerkt verläuft. Und zu Anfang vollkommen schmerzlos.

Eine Parodontitis ist eine Entzündung, die unterhalb des Zahnfleischsaumes lokalisiert ist. In den Zahnfleischtaschen. Wir Zahnärzte nennen das subgingival. Diese sind schwer erreichbar, gut durchblutet und der ideale Nährboden für Bakterien.

Diese Erkrankung beginnt mit Zahnfleischbluten, das fast jeder von uns kennt. Viele denken dann, sie haben zu heftig geputzt und putzen von nun an schonender. Oder noch schlimmer, seltener. Damit öffnen sie jedoch der Bakterienbildung Tür und Tor.

Zahnstein, schlechter Atem, Schmerzen beim Genuss von Heiß- und Kaltgetränken sind weitere Symptome.

Im weiteren Verlauf kommen entzündetes Zahnfleisch und Knochenabbau hinzu. Was auch das Endstadium einläutet, das da heißt kompletter Zahnverlust.

Ein Mensch, der unter einer fortgeschrittenen Parodontitis leidet, hat, bildlich ausgesprochen, eine offene, entzündete Wunde in der Größe einer Handfläche im Mund. Oder messbar ausgedrückt – 40 Quadratzentimeter.

Wer von Ihnen, liebe Leser, würde eine solche Wunde, wäre sie am Körper irgendwo sichtbar, unbehandelt lassen? Ich vermute niemand.

Was auch vollkommen einleuchtend ist, denn eine solche Wunde ist die ideale Brutstätte für Bakterien. Oder eben der ideale Eingang für Viren.

Und als ob das noch nicht genug wäre, kommt noch hinzu, ist, dass diese klinische Mundsituation den Verlauf einer Virusinfektion extrem verschlechtert.

Mittlerweile haben Auswertungen und Untersuchungen gezeigt, dass dort, wo Menschen aufgrund ihres Alters oder ausgelöst durch eine Parodontitis einen schlechten parodontalen Status hatten, eine Infektion mit COVID-19 in vielen Fällen dramatisch bis tödlich verlief.

Parodontitis begünstigt Stoffwechselkrankheiten

Erschwerend kommt hinzu, dass Patienten, die unter Parodontitis leiden, auch häufiger als andere Menschen unter einer weiteren Volkskrankheit leiden: Diabetes mellitus.

Und mittlerweile zeichnet sich ein Bild ab, dass Diabetiker ebenfalls überproportional unter den Opfern von SARS-CoV-2 sind.

Bereits vor Corona-Zeiten empfahl die International Diabetes Federation (IDF), zu den regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen bei Diabetes durch den Arzt eine jährliche Bewertung des Mundraums hinzuzufügen.

Um frühzeitig Blutungen während des Zähneputzens oder Schwellungen des Zahnfleisches festzustellen.

Falls Sie also Diabetiker sein sollten oder seit einiger Zeit unter Zahnfleischbluten, Mundgeruch oder empfindlichem, gerötetem Zahnfleisch leiden, sprechen Sie uns unbedingt an.

Unser Ziel ist Zahngesundheit und -erhaltung, so lange wie möglich. Im Hinblick auf die Gesamtgesundheit unserer Patienten ein Ziel mit allererster Priorität.

Diesen Beitrag weiterempfehlen: