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Sekundärkaries kommt unverhofft, schleichend und bedrohlich für den Zahn

Sekundärkaries – was unterscheidet sie von der normalen Karies?

Und was hat Karies mit einem Krimi zu tun?

Dass Karies nicht gleich Karies ist, wird Sie vielleicht überraschen. Zumal sicher die meisten von Ihnen nichts von Karies hören oder lesen wollen, geschweige denn je eine haben möchten.

Und dennoch ist es die häufigste Zahnerkrankung, zumindest in jüngeren Jahren. Sagen wir mal so bis ca. dreißig Lenzen.

Danach wird sie von der Parodontitis abgelöst. Auch ein spannendes Thema, aber nicht heute. Heute widme ich mich der der Karies und wenn es eine Sekundärkaries gibt, dann gibt es logischerweise – Sie ahnen es – auch eine Primärkaries.

Und mit der fangen wir an.

Aber noch nicht direkt. Als ich die Vorlage zu diesem Blog bearbeitete, kam mir der Gedanke, dass Karies wie ein Krimi abläuft und dann war ich gedanklich auch schon bei Edgar Wallace. Spleenig?

Ja!

Primärkaries – die Karies der Jugend

Der Begriff „Primärkaries“ drückt aus, dass an einem Zahn noch keine Karies behandelt wurde – oder zumindest nicht in unmittelbarer Nähe der betroffenen Stelle.

Karies entsteht, verkürzt formuliert, wenn Zucker durch Mundbakterien als Nahrung aufgenommen wird und diese dann als „Abfallprodukt“ Säuren ausscheiden. Der Zahnschmelz ist zwar die härteste Substanz des menschlichen Körpers, sein schwacher Punkt ist jedoch die Säurelöslichkeit.

Und wie in einem Krimi haben wir nun die Täter (Bakterien), das Motiv (überleben), das Opfer (Zahn) und die Tatwaffe (Säure). Es fehlen aber noch Ort, Zeit und Gelegenheit.

Die typischen Orte sind die tiefen Grübchen auf den Kauflächen (den dunklen Gassen), der Bereich am Zahnfleischrand und der Zahnzwischenraum (das Moor). Und weil diese Stellen nur schwer oder eben nicht ausreichend gereinigt und kontrolliert werden, ergibt sich die Gelegenheit.

Ein ganz wichtiger Faktor ist noch die Zeit. Es entstehen zwar nur jeweils geringe Säuremengen, aber sie wirken immer an der gleichen Stelle. Über Wochen und Monate. Und steter Säuretropfen höhlt den Zahn.

Erste Anzeichen sind weißliche, später auch gelblich-bräunliche Verfärbungen der Schmelzoberfläche. Schließlich wird aus der Verfärbung ein Defekt und die Bakterien können tiefer in den Zahn eindringen. Jetzt kann es schon sein, dass ein kaltes Getränk oder ein Honigbrot am Zahn schmerzt. Muss aber nicht.

Zuweilen durchdringen die Bakterien den Schmelz an einer nur wirklich winzigen Stelle und scheinbar ist noch nicht einmal ein Defekt vorhanden. Man könnte sagen, die Bakterien machen hinter sich die Türe zu. Sie wirken im dunklen Zahninneren weiter und können dabei den Schmelz der Kaufläche derart unterwandern, dass dieser schließlich einbricht. Und scheinbar ist von jetzt auf gleich das Loch da.

War es aber nicht. Wie in den alten Edgar-Wallace-Filmen geschah die Tat bei Nacht, Nebel und in abgelegenen Seitenstrassen, alternativ auch im Moor. Und erst im hellen Sonnenlicht wird sie offenbar. Wenn Sie jetzt die schrillen Trillerpfeifen der zu Hilfe eilenden Bobbys im Kopf haben oder das laute Bimmeln der um die Ecke eiernden Polizeiwagen hören, assoziieren Sie wie ich – oder es ist der Nerv eines kariösen Zahnes.

Würden wir im Bild bleiben, müsste jetzt Ihr Zahnarzt in Gestalt von Heinz Drache oder Joachim Fuchsberger auftreten. Ehe Sie aber auf die Idee kommen, dass er auch etwas von Klaus Kinski haben könnte, hole ich Sie lieber wieder in das Hier und Jetzt zurück.

Ihr Zahnarzt entfernt also die schadhafte und erweichte Zahnsubstanz und versorgt den Zahn mit einer Füllung oder – wenn der Defekt so richtig groß ist – mit einer Krone.

Nun sollte Ruhe sein. Meinen Sie und auch Ihr Zahnarzt. Und in vielen Fällen haben Sie beide recht.

Aber da gibt es eben noch die Sekundärkaries.

Sekundärkaries – wenn es an der Füllung wieder zu Karies kommt

Im Unterschied zur primären Karies bezeichnet die Sekundärkaries eine Karies, die sich erneut am Rand von Kronen oder Füllungen bildet.  Deshalb wird sie auch als Kronenrandkaries oder als Randkaries bezeichnet.

Es ist also eine Karies, die ihren Ursprung in der unmittelbaren Nähe einer möglicherweise viele Jahre zuvor behandelten Stelle hat. Sie entsteht nicht unter einer Füllung oder Krone, das nennt man Kariesrezidiv und ist meistens die Folge einer unzureichenden Erstversorgung.

Die Unterscheidung zwischen Primär- und Sekundärkaries erscheint zunächst ein wenig akademisch, zumal der biochemische Prozess bei der Entstehung der gleiche ist.

Aber bei mir läuten dann doch die Alarmglocken.

Denn gar nicht so selten unterliegen Patienten dem Irrglauben, sobald die Zähne gefüllt oder gar überkront sind, sei das Thema Karies für sie abgeschlossen. Das stimmt bestenfalls für eine gewisse Zeit, weil die typischen Stellen, an denen sich infolge der Plaqueansammlung Karies gebildet hat, behandelt wurden. Aber erstens benötigen einige Zahnoberflächen nur etwas länger, bis eine Karies entsteht und zweitens verändert sich das Gebiss mit der Zeit. Zähne verschieben sich und das Zahnfleische geht möglicherweise zurück. Und daraus resultieren neue Stellen, die für Karies anfällig sind.

Wenn nun Füllungen, Kronen und sonstige Zahnersatzlösungen nicht genau so gründlich gepflegt werden, wie „echte“ Zähne, folgt Teil 2 des Krimis. Im schlimmsten Fall wird eine Netflix-Serie daraus.

Doch auch folgendes muss einmal klar gesagt werden: auch wenn die meisten meiner Kollegen und Kolleginnen (und jetzt höre ich auf zu gendern) sich die größte Mühe geben, jedwede Restauration so perfekt wie irgend möglich zu gestalten, keine Füllung oder Krone ist aus biologischer Sicht vollkommen. Irgendwo ist immer eine Imperfektion oder entsteht durch Abnutzung. Das ist unvermeidbar. Zum Glück aber nicht immer relevant.

So beuge ich Sekundärkaries vor

Kurz gesagt, mit einem Hang zur Perfektion.

Und das ist nicht, wie viele glauben, vornehmlich eine Frage der Technologie oder eines bestimmten Materials.

Es ist vor allem eine Frage der indikationsgerechten Anwendung und dem Willen aller Beteiligten – der Assistenz, des Zahnarztes und ggf. auch des Zahntechnikers – in jedem (!) einzelnem Behandlungsschritt die erforderliche Sorgfalt aufzubringen und das bestmögliche Ergebnis anzustreben.

Ist diese Voraussetzung nicht erfüllt, ist auch mit der besten Technologie kein gutes Ergebnis zu erzielen. Ist sie hingegen erfüllt, kann auch mit einfachen Mitteln ein herausragendes Resultat erreicht werden.

Die modernen Komposit-Füllungen, ein Kunststoff-Keramik-Verbund, werden mit der Zahnsubstanz verklebt und lassen sich vom Prinzip her randspaltfrei mit dem Zahn verbinden.

Aber, sie erfordern eine sorgfältige Verarbeitung. Nicht nur durch den Zutritt von Feuchtigkeit während des Verklebens kann der Verbund gestört werden, sie neigen beim Aushärten auch zum Schrumpfen. Wird diese Schrumpfung durch eine entsprechende Verarbeitung nicht ausgeglichen, entstehen Randspalten, im schlimmsten Fall dort, so man sie nicht sieht, z.B. im Zahnzwischenraum. Da gilt vom Prinzip her für alle geklebten Restaurationen, also auch für Keramikinlays, Veneers und vollkeramische Teilkronen.

Aber auch bei konventionellen Kronen ist der Rand der mögliche Schwachpunkt. Er sollte ohne Über- oder Unterschuss exakt der Kontur des Zahnes entsprechen, um Bakterien keine Nische zu bieten und so eng und dicht wie möglich anliegen. Sie könnten jetzt fragen, ob der Befestigungszement kleine Spalten nicht abdichten kann. Vom Prinzip her kann er das. Aber abhängig von Art des Zementes und Lage des Spaltes nicht dauerhaft. Und glauben sie mir, auch kleine Spalten reichen, um mindestens zehn Bakterien nebeneinander am langen Arm unter Absingen derber Lieder das Eindringen zu ermöglichen.

Doch auch bei perfekten Restaurationen kann sich eine Sekundärkaries einstellen. Denn auch ein Gebiss altert. Füllungen nutzen sich ab, durch die enorme Dauerbelastung kann Zahnschmelz in der Nähe von Restaurationen Risse bekommen. Zähne verschieben sich und Zahnfleisch geht zurück und nun liegen neue, für Karies anfällige Flächen frei.

Meine Aufgabe ist es, schadhafte Stellen zu erkennen und zu reparieren. Aber auch Sie selbst können eine Menge tun, damit erst gar kein Schaden eintritt.

So können Sie Sekundärkaries vorbeugen

Ist die Mundhygiene nicht ausreichend oder wird den sich verändernden Bedingungen nicht angepasst, setzen sich Bakterien an den neuen Nischen fest und können eine Karies verursachen.

Bei einer korrekten Zahnpflege hingegen stellen dies kein Problem dar. Unter meinen Patienten gibt es einige, bei denen die bereits vorhandenen Kronen mit mehr oder minder kleinen Mängeln behaftet sind. Durch ihre perfekte Mundhygiene hat das jedoch zu keinerlei Folgen geführt – und das über Jahre, teils sogar Jahrzehnte hinweg.

Deshalb auch hier wieder mein stetiges Mantra: Putzen Sie Ihre Zähne bitte regelmäßig und richtig, d.h.  ganz besonders die Zahnzwischenräume sowie die Zahnhälse.

Am besten, weil effektivsten, geht das mit der SOLO-Prophylaxe.

Mit diesem Konzept der Zahnreinigung gelingt es Ihnen, die Bakterien aus den Zahnzwischenräumen und die Plaque an den Zahnhälsen zu minimieren.

Lassen Sie sich von uns bei Ihrem nächsten Prophylaxetermin überzeugen und lernen Sie die SOLO-Prophylaxe hautnah kennen. Sie werden den Unterschied sehen und fühlen.

Ihr

Dr. Achim Gauchel

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