Zahnstein – sechs Mythen und wie wir diese richtigstellen
Aufklärung und Fakten
Zahnstein ist ein häufiges Problem, das viele Menschen betrifft. Tatsächlich bildet sich bei fast jedem Zahnstein. Bei einigen wenig, bei anderen sehr viel. Warum das so ist, erkläre ich gegen Ende des Artikels.
Doch was ist Zahnstein nun genau? Und wie steht es um die hartnäckigen Mythen, die sich um diese Erscheinung ranken?
In diesem Artikel möchte ich einige dieser Mythen aufklären und die Fakten rund um Zahnstein präsentieren.
Mythos 1: Zahnstein ist dasselbe wie Plaque.
Fakt: Obwohl Zahnstein und Plaque eng miteinander verbunden sind, sind sie nicht dasselbe.
Plaque ist eine weiche, klebrige Substanz von heller Farbe, die sich kontinuierlich auf den Zähnen bildet. Neben Eiweißen, Kohlenhydraten und Phosphaten besteht sie vornehmlich aus Bakterien.
Die Vermehrung der Bakterien wird durch häufigen Zuckerkonsum begünstigt. Dabei sind kurzkettige Zucker, wie Haushaltszucker (Saccharose) oder dessen Bestandteile Traubenzucker (Glucose) und Fruchtzucker (Fructose) für die Bakterien besonders vorteilhaft.
Aber auch längere Zuckermoleküle, wie zum Beispiel die in Mehl enthaltene Stärke, können bereits im Mund durch Enzyme in kurze Zucker aufgespalten werden.
Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich um industriell verarbeitete Zucker oder Zucker natürlichen Ursprungs handelt. Seine Zähne kann man mit Lollis, aber auch mit Vollkornmehl und Honig ruinieren.
Daher sollte die Plaque regelmäßig (d.h. täglich!) von allen Zahnoberflächen mit Zahnbürste, Zwischenraumbürstchen und ggf. auch Zahnseide entfernt werden. Solange die Plaque noch weich ist, gelingt dies recht einfach.
Nicht entfernte Plaque kann jedoch verhärten und so zum Zahnstein werden. Zahnstein ist also mineralisierte Plaque. Und die ist so leicht nicht mehr zu entfernen.
Der Grund für die „Versteinerung“ sind im Speichel enthaltene Mineralien, mit denen durch Säuren entstandene Defekte im Zahnschmelz repariert werden sollen. Eigentlich eine gute Sache, nur ist es dem Speichel leider egal was er mineralisiert. Und wer bei „drei“ nicht weg ist…
Am häufigsten bildet sich Zahnstein im Bereich der Ausführungsgänge der Speicheldrüsen, also im Bereich der unteren Schneidezähne und der oberen großen Backenzähne. Aber auch jede andere Stelle ist möglich.
Halten wir also fest: Zahnstein und Plaque sind nicht das Gleiche, aber ohne Plaque kein Zahnstein.
Mythos 2: Zahnstein ist harmlos und nur ein kosmetisches Problem.
Fakt: Zahnstein sollte nicht unterschätzt werden. Es ist nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern kann auch ernsthafte Auswirkungen auf die Mundgesundheit haben.
Die raue Oberfläche des Zahnsteins ist ein guter Haftgrund für Plaque, wodurch die Zahnsteinschicht wird immer dicker wird und bei exzessivem Wachstum sogar das Zahnfleisch verdrängen kann.
Die größte Gefahr sind aber die anhaftenden und auf der rauen Oberfläche nur schwer zu entfernenden Bakterien. Im Gegensatz zum Inneren des Zahnsteins, in dem keine lebenden Bakterien mehr vorhanden sind, erfreuen sich diese auch weiterhin ihres Daseins und erhöhen das Risiko für Karies, Gingivitis und Parodontitis erheblich.
Darüber hinaus kann die Plaque auf dem Zahnstein nach einer Zeit anfangen zu müffeln, was sich als Mundgeruch mitteilt und der Zahnstein kann sich dunkel verfärben, was durchaus eine kosmetische Beeinträchtigung darstellt.
Also: Zahnstein kann durchaus ein kosmetisches Problem sein, vor allem aber ist er eine Gefahr für die Zahngesundheit.
Mythos 3: Zahnstein kann durch bestimmte Hausmittel entfernt werden.
Fakt: Im Internet kursieren viele Hausmittel, die angeblich bei der Entfernung von Zahnstein helfen sollen, wie zum Beispiel Backpulver, Zitronensaft oder Kokosöl.
Hier ist absolute Vorsicht geboten, denn diese Methoden können mehr Schaden als Nutzen verursachen. (Mir fallen dazu immer die „5-Minuten-Heimwerker-Hacks“ auf diversen Plattformen ein.)
Zitrone kann durch ihre Säurewirkung (pH 2!) die Zahnoberfläche regelrecht wegätzen und erhebliche Schäden anrichten.
Backpulver sowie Natron und Aktivkohle sind ebenfalls ungeeignet. Sie sind durch ihre Schmirgelwirkung viel zu aggressiv, wodurch an Zahnschmelz und vor allem am Dentin beträchtliche Defekte entstehen können.
Kokosöl, das zum Ölziehen benutzt wird, richtet zwar keinen Schaden an, hilft aber auch nicht. Es legt lediglich einen kurzzeitigen, schützenden Ölfilm auf die Zahnoberfläche. Dieser wird jedoch spätestens beim ersten Bissen entfernt.
Um Zahnstein wirklich sicher und effektiv zu entfernen, ist ein Besuch beim Zahnarzt oder bei der Dentalhygienikerin erforderlich. Sie verfügen über spezielle Werkzeuge und Kenntnisse, um den Zahnstein gründlich zu entfernen, ohne den Zahnschmelz oder das Zahnfleisch zu schädigen.
Mythos 4: Nur Menschen mit schlechter Mundhygiene bekommen Zahnstein.
Fakt: Es stimmt, unzureichende Mundhygiene ist ein Risikofaktor für die Bildung von Zahnstein.
Je gründlicher alle Zahnoberflächen von Plaque befreit werden, desto geringer ist die Bildung von Zahnstein. Denn es gibt die Regel, nach der ohne Plaque kein Zahnstein entsteht.
Dennoch kann aus dem Vorhandensein von Zahnstein nicht automatisch auf eine schlechte Mundhygiene geschlossen werden.
So kann die (nicht zu unterschätzende) Selbstreinigung der Zähne durch Wange, Lippe und Zunge infolge einer ungünstigen Zahnstellung oder durch Verzehr vornehmlich weicher Kost deutlich eingeschränkt sein.
Oder es liegt eine genetische Veranlagung vor, bei der durch die Menge, Viskosität und den Mineralgehalt des Speichels die Bildung von Zahnstein erhöht ist.
Durch sorgfältige Mundhygiene lässt sich die Menge an Zahnstein zwar deutlich verringern, aber nicht immer gänzlich zu vermeiden. Bei mir ist das z.B. so.
Um dennoch die Mundgesundheit zu erhalten, ist es daher wichtig, regelmäßig bei einer professionellen Zahnreinigung, auch PZR genannt, den Zahnstein entfernen zu lassen.
Mythos 5: Zahnstein sorgt für festen Halt der Zähne und schützt sie
Fakt: Dies ist ein weit verbreiteter Mythos, der besagt, dass Zahnstein einen positiven Effekt auf die Zahngesundheit hat, da er die Zähne stabilisiert und festhält.
Sozusagen wie Zement, in dem die Zähne eingebettet sind.
Ursprung dieser Auffassung ist das Phänomen, dass vor allem untere Schneidezähne nach der Entfernung größerer Mengen Zahnstein temperaturempfindlicher und beweglicher sein können.
Dabei werden jedoch Ursache und Wirkung verwechselt.
Warum? Wenn sich Zahnstein entlang des Zahnfleischrandes bildet, entsteht durch die anhaftenden Bakterien eine Entzündung. In der Folge können sich Zahnfleischtaschen bilden und der Kieferknochen abbauen.
Dieser Knochenabbau, Parodontitis genannt, ist nicht mehr rückgängig zu machen, führt zu einem verminderten Halt der Zähne und unbehandelt schließlich zu deren Verlust.
Da dieser Prozess schmerzfrei ist und die erhöhte Beweglichkeit durch den Zahnstein verschleiert wird, wird das Problem für manchen Patienten erst nach der Zahnsteinentfernung in seinem vollen Ausmaß offenbar.
Bei der Temperaturempfindlichkeit verhält es sich ähnlich. Die durch den entzündungsbedingten Rückgang nicht mehr von Zahnfleisch und Knochen bedeckten Zahnanteile sind von Zahnstein überzogen. Nach seiner Entfernung liegen sie frei und sind für einen kurzen Zeitraum empfindlicher als vorher.
In Wahrheit ist Zahnstein also der Brandstifter und nicht der Feuerwehrmann.
Mythos 6: Zahnstein kann mir nichts anhaben, da ich Kronen, Implantate und Zahnersatz habe.
Fakt: Auch an Kronen, Brücken, Implantaten, festem und herausnehmbaren Zahnersatz kann sich Zahnstein bilden.
Abhängig von den verwendeten Materialien und deren Verarbeitungsgüte kann die Anlagerung von Plaque und Zahnstein gegenüber natürlichen Zähnen vermindert, aber auch erhöht sein. Besonders an Implantaten können die Auswirkungen, wie z.B. Knochenabbau, zudem stärker ausgeprägt sein.
Die Reinigung von künstlichen Zähnen muss also genauso sorgfältig durchgeführt werden, wie an den eigenen.
In diesem Zusammenhang ein guter Rat: bitte verwenden Sie zum Reinigen von herausnehmbaren Prothesen keine Zahncreme!
Diese ist üblicherweise mit ihren Schleifkörpern auf Zahnschmelz abgestimmt und nicht auf den vergleichsweise weichen Prothesenkunststoff.
Sie verkratzen auf Dauer die Oberfläche und erreichen das Gegenteil. Nehmen Sie besser flüssige Seife oder Geschirrspülmittel. Nach gründlichem Abspülen schmeckt da auch nichts mehr nach Seife.
Reinigungstabletten für Prothesen entfernen ebenfalls keine Plaque.
Sollte sich dennoch Zahnstein gebildet haben, lassen Sie diesen durch Ihre Zahnarztpraxis oder deren Labor entfernen.
Diese besitzen sowohl die Geräte als auch das Fachwissen, um Zahnstein und Verfärbungen schonend zu entfernen und die Oberflächen wieder auf Hochglanz zu polieren.
Fazit
Auch wenn die Bildung von Zahnstein die Begleiterscheinung eines sinnvollen körpereigenen Prozesses ist, hat er doch keinerlei die Zahngesundheit fördernde oder erhaltende Funktion.
Anders lautende Meinungen sind nicht nur harmlose Mythen, sondern zahngefährdender Unsinn.
Etwas Zahnstein ist kein Drama, aber er ist auch keine harmlose Ablagerung und kann ernsthafte Probleme für die Mundgesundheit verursachen, wenn er nicht rechtzeitig entfernt wird.
Die Entfernung selbst ist zwar kein Hexenwerk, will aber erlernt sein und bedarf spezieller Geräte, wenn sie nutzen und nicht schaden soll.
Daher: bei Fragen oder Bedenken zum Thema Zahnstein fragen Sie uns. Wir nehmen uns gerne die Zeit Sie zu beraten und eine erprobte und damit optimale Lösung für Ihr Zahnsteinproblem zu finden.