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Wurzelkanalbehandlung mit dem OP-Mikroskop, Zahnarzt Dr. Achim Gauchel, Düsseldorf

Angstthema Wurzelentzündung

Wie sie entsteht, wie wir sie heute behandeln und was Sie vorbeugend tun können

Eine Wurzelentzündung und die damit verbundene Wurzelkanalbehandlung ist für viele Patienten eine absolute Horrorvorstellung.

Fast jeder kennt jemanden aus seinem Familien- oder Freundeskreis, der schon einmal eine solche Behandlung erlebt hat.

Und ähnlich wie bei Anglern und Jägern, wo Fisch oder Hase bei jeder Erzählung immer größer werden, wird auch das Erlebnis Wurzelbehandlung immer dramatischer, je mehr Menschen man dazu befragt.

Dabei ist (von ganz, ganz wenigen Ausnahmen mal abgesehen) eine Wurzelkanalbehandlung die so ziemlich unspektakulärste Behandlung, die ich in meiner Praxis durchführe.

Auf Patientenseite besteht die größte Herausforderung im Kampf gegen die Langeweile und im Offenhalten des Mundes.

In diesem Artikel möchte ich

  1. erklären, wie es überhaupt zu einer Wurzelentzündung kommen kann
  2. aufzeigen, wie ich in meiner Praxis eine Wurzelkanalbehandlung durchführe und zwar schmerzfrei! und
  3. informieren, wie Sie einer Wurzelentzündung vorbeugen können.

Wie kommt es zu einer Wurzelentzündung?

Eine Wurzelentzündung entsteht immer dann, wenn in das im Inneren eines Zahnes gelegene Gewebe, das umgangssprachlich als „Zahnmark“ oder „Zahnnerv“, fachlich korrekt als die „Pulpa“ bezeichnet wird, Bakterien eindringen konnten.

Da ein Zahn normalerweise für Bakterien undurchdringbar ist, muss also eine Öffnung, eine Lücke vorhanden sein.

Eine solche Öffnung entsteht durch Karies oder durch ein starkes Trauma am Zahn, wie zum Beispiel eine Sportverletzung.

Auch eine schlecht sitzende alte Krone bietet Bakterien Zutritt, genauso wie eine defekte Füllung.

Sind die Bakterien erst einmal in die Pulpa vorgedrungen, führen sie unweigerlich zu einer Entzündung.

Diese wird als „Pulpitis“ bezeichnet und kann sich zunächst still, aber stetig weiterentwickeln und dadurch über viele Wochen oder sogar mehrere Monate unbemerkt bleiben.

Auch der Übergang von diesem chronischen Stadium in eine akute Pulpitis muss nicht sofort mit heftigen Schmerzen einhergehen. Nicht selten ist der Zahn zunächst nur ein wenig empfindlicher bei Kaltem oder Süßem, doch mit der Zeit wird daraus ein länger anhaltender Schmerz.

Schließlich treten anfallsweise heftigste Schmerzen bei Wärme (Getränke, Mahlzeiten, Bettwärme) oder scheinbar ohne Auslöser auf und breiten sich dabei über die gesamte Gesichtshälfte aus.

Warum schmerzt eine Wurzelentzündung so sehr?

Jetzt steht die Pulpa im „Vollbrand“ und stirbt schließlich verfaulend ab (Pulpanekrose). Und plötzlich ist Ruhe.

Aber Sie stehen nur im Auge des Orkans. Die sich im Zahn vermehrenden Bakterien können nun an der Wurzelspitze durch kleine Öffnungen, dort wo normalerweise Nerven und Blutgefäße durchziehen, in den umgebenden Knochen gelangen und zu einer Entzündung mit Zerstörung des Knochens führen.

Auch diese Entzündung kann chronisch, d.h. schmerzfrei verlaufen. Wird sie akut, gerät der Zahn regelrecht unter Druck und schmerzt bereits bei der kleinsten Berührung.

Im Bereich des zerstörten Knochens kann es zur Bildung von Eiter kommen. Bahnt sich der Eiter seinen Weg durch den Knochen nach draußen, gelangt er zunächst zwischen Knochen und Knochenhaut, was eine Schwellung und heftige Schmerzen verursacht.

Durchbricht er die Knochenhaut, lassen die Schmerzen ein wenig nach, dafür wird die Schwellung erheblich größer und der Eiter breitet sich im Weichgewebe aus. Das ist dann die „dicke Backe“ und die ist beileibe nicht ungefährlich, damit kann man sich auch auf die Intensivstation bringen.

Die einzige Behandlung, die den Zahn noch erhalten kann, ist die Wurzelkanalbehandlung. Alternativ ist nur die Entfernung des Zahnes möglich.

Doch auch wenn aufgrund der akuten Schmerzen die Bereitschaft dazu groß ist – Hauptsache, die Pein hat ein Ende – so ergeben sich doch direkt die nächsten Probleme: wie ersetzte ich den Zahn? Implantate sind teuer und erfordern unter Umständen einige chirurgische Maßnahmen und bei Brücken müssen zuweilen gesunde Zähne beschliffen werden.

Das kann nicht das Ziel sein. Vielmehr sollte immer eingehend geprüft werden, ob der Zahn zu erhalten ist und dann alles dafür Notwendige getan werden. Denn jeder stabile Zahn im Kiefer sorgt für eine funktionierende Mundsituation, für ein natürliches Kaugefühl. Und somit für eine gute Verwertung des Essens und eine stabile Gesundheit.

Wie behandeln wir heute eine entzündete Zahnwurzel?

Möglicherweise stellen Sie Sich die Frage, ob die Entzündung nicht auch mit Medikamenten behandelt werden kann. Leider nein.

Medikamente werden über Blutgefäße transportiert. Die schon im Normalfall geringe Blutversorgung der Pulpa wird bei einem erkrankten Zahn weiter eingeschränkt und kommt bei einem Absterben der Pulpa schließlich zu Erliegen.

Daher gelangen Medikamente entweder nicht in wirksamer Konzentration oder gar nicht in den Zahn. Bei der Bekämpfung und Linderung der Entzündung im Knochen sind Medikamente hingegen hilfreich, doch die dafür verantwortlichen Bakterien im Inneren des Zahnes können sie nicht beseitigen.

Daher müssen zur Rettung des Zahnes die Bakterien und das zerfallene Weichgewebe durch eine Wurzelkanalbehandlung so gut als möglich aus den Wurzelkanälen entfernt werden.

In Schemazeichnungen werden Wurzelkanäle immer kreisrund, leicht gekrümmt und sich zur Wurzelspitze ein wenig verjüngend dargestellt. Leider ist dem nicht so.

Wurzelkanäle sind sehr unregelmäßig geformt und erinnern eher an Felsspalten. Sie besitzen Ausbuchtungen und Verengungen sowie feinste Nebenkanäle. Und nicht selten auch extreme Krümmungen. Zudem verzweigen sie sich an der Wurzelspitze häufig noch wie die Krone eines Baumes.

Bei einigen Zähnen können auch mehrere Kanäle pro Wurzel vorhanden sein, so dass manche Zähne vier oder fünf (und selten auch noch mehr) Wurzelkanäle aufweisen, die teilweise auch noch über feinste Gänge miteinander verbunden sind.

Das lässt bereits ahnen, dass eine Wurzelkanalbehandlung keine einfache Aufgabe ist und nicht in wenigen Minuten erledigt sein kann.

Damit die Behandlung für Sie schmerzfrei abläuft, wird als erstes eine örtliche Betäubung gelegt. Bevor ich jedoch den Zahn von der Kaufläche aus eröffne, wird er mit einer Art Gummituch, dem „Kofferdam“, zur Mundhöhle hin isoliert.

Dadurch, dass Zunge und Wange abgehalten werden, erhalten wir ein übersichtliches und hygienisches Arbeitsfeld. Weder gelangen die zur Behandlung notwendigen Desinfektionslösungen in Ihren Mund, noch können Bakterien aus dem Speichel in den Zahn gelangen.

Das geschieht während der Wurzelkanalbehandlung

Nach der Eröffnung des Zahnes beginnt die wichtige Suche nach den Wurzelkanaleingängen. Diese sind oft verlegt und zusätzliche, haarfeine Gangsysteme können verborgen liegen. Um nichts zu übersehen, verwende ich dazu eine sehr starke Lupe mit Zusatzlicht und ein Mikroskop.

Sind alle Zugänge identifiziert, werden die Kanäle mit feinen Instrumenten in Richtung Wurzelspitze vorsichtig erweitert und ihre Länge bestimmt. Dazu bediene ich mich der sichersten und genausten Methode, der elektrischen Längenmessung.

Dies ist sehr wichtig, da ein über die Wurzelspitze hinausgehendes Arbeiten zu Reizungen des umgebenden Knochens führen kann, während ein zu kurzes Arbeiten Bakterien und Gewebereste zurücklässt und zu einem Misserfolg führen kann.

Nun können die Wurzelkanäle mit hochflexiblen Feilen schrittweise erweitert werden.

Um Bakterien und Gewebereste auch aus den für die Feilen unzugänglichen Bereichen der Gangsysteme so effektiv wie möglich entfernen zu können, wird ständig mit einer Desinfektionslösung gespült und diese zusätzlich mit feinen Schallsonden aktiviert.

Sind die Wurzelkanäle aufbereitet, bringe ich eine desinfizierende Einlage ein und verschließe den Zahn temporär. In der folgenden Sitzung wird diese Einlage entfernt und die Aufbereitung fertig gestellt.

Sind alle Wurzelkanäle sauber und trocken, werden sie mit Guttapercha, einem kautschukartigen Material, gefüllt. Dazu bediene ich mich je nach Wurzel unterschiedlicher Methoden, um eine Versiegelung bis in die feinsten Abzweigungen zu ermöglichen.

Abschließend wird die Zugangsöffnung bis einige Millimeter in die Kanäle reichend mit einem verklebten Verbundmaterial aus Kunststoff und Keramik verschlossen.

Ist der ursprüngliche Defekt des Zahnes nur gering und der Zahn ausreichend stabil, ist das eine sichere und dauerhafte Versorgung.

Ist der Defekt jedoch größer, ist zur Vermeidung von Zahnfrakturen nach dem Auffüllen des Defektes noch eine Überkronung notwendig.

Ein so behandelter Zahn wird, auch dank guter Pflege, noch viele Jahre seine Aufgabe erfüllen und Ihnen noch lange erhalten bleiben.

So können Sie eine Wurzelkanalbehandlung vermeiden

Damit das auch so bleiben kann, idealerweise ein ganzes Leben, ist gute Zahnpflege unerlässlich.

Gute Zahnpflege schließt auch die regelmäßige Kontrolle beim Zahnarzt mit ein. Bei dieser Vorsorgeuntersuchung untersuche ich mittels modernem strahlenarmen Röntgen vorbeugend die Zahnwurzeln auf Auffälligkeiten oder Veränderungen.

Und natürlich bedeutet gute Zahnpflege eine effektive häusliche Zahnreinigung.

In meiner Praxis machen meine Patienten seit fast 20 Jahren mit dem Konzept der SOLO-Prophylaxe gute Erfahrungen.

Die häusliche Zahnreinigung ist damit fast so wirksam wie eine professionelle Zahnreinigung beim Zahnarzt.

Durch die regelmäßige SOLO-Prophylaxe haben unsere Patienten es selbst in der Hand, ihre Zähne und das Zahnfleisch gesund zu erhalten.

Sie kommen in der Regel zweimal jährlich zur Routineuntersuchung und professionellen Zahnreinigung, wobei meine Mitarbeiterin insbesondere die Zahnfleischtaschen reinigt, die mit der häuslichen Zahnpflege nicht erreicht werden können.

So kann die Hauptursache einer Wurzelentzündung, nämlich eine bakterielle Entzündung, wirkungsvoll verhindert werden.

SOLO-Prophylaxe ist für uns damit die beste Vorsorge vor einer Wurzelentzündung.

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