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Welcher Zahnersatz der Richtige für Sie ist, hängt von vielen Faktoren ab

Zahnersatz. Festsitzend oder herausnehmbar – was ist besser?

Der Verlust eines Zahnes oder gleich gar von mehreren ist für die meisten Menschen erst mal ein Schock.

Je nachdem, wo der fehlende Zahn lokalisiert ist, stellen sich viele Betroffene dann möglicherweise diese oder ähnliche Fragen:

  • Wie sehe ich ohne diese Zähne aus?
  • Kann ich ohne meine Zähne noch feste Nahrung zu mir nehmen?
  • Kann ich ohne all meine Zähne weiterhin richtig kauen und sprechen?
  • Macht ein Zahnersatz Sinn?
  • Wird man es mir ansehen, dass ich Zahnersatz habe?
  • Was ist besser? Festsitzender Zahnersatz oder herausnehmbarer?

Da wir jeden Tag mit dieser Situation konfrontiert werden und uns diese oder ähnliche Fragen vertraut sind, wird es in diesem Artikel darum gehen.

  • Zahnersatz – welche Arten gibt es?
  • Welcher kommt für wen infrage?
  • Welche Vor- und Nachteile gibt es?
  • Was empfehle ich aus meiner Erfahrung?

Wann ist Zahnersatz notwendig?

Zahnverlust kann aus vielen Gründen eintreten. Da ist zunächst einmal ein Unfall. Oft beim Sport, wenn es rau und heftig zugeht. Eishockey ist der Klassiker. Kaum ein Spieler hat noch alle eigenen Zähne.

Aber auch der Sturz daheim, beim Spazierengehen, Joggen oder Fahrradfahren kommt gar nicht so selten vor.  Ich erinnere mich da an eine verhängnisvolle Fahrt mit meinem Fahrrad als kleiner Junge…hat mich zwei Schneidezähne gekostet.

Ein weiterer Grund ist eine Krankheit. Einige Stoffwechselerkrankungen führen leider zu Zahnfleisch- und Knochenschwund und da kann es passieren, dass die Zähne locker werden und verloren gehen.

Dann gibt es die Nichtanlage von Zähnen. Neben den Weisheitszähnen sind zum Beispiel die oberen seitlichen Schneidzähne häufig davon betroffen.

Und natürlich die beiden Hauptursachen für Zahnverlust, die Karies und Parodontitis.

Obwohl mein Team und ich hier präventiv sehr viel tun können, passiert es doch immer wieder, dass Patienten zu mir in die Praxis kommen, deren Zahnarztbesuch schon sehr lange her ist.

Und oft ist dann nichts mehr zu reparieren, sondern ich kann die erkrankten Zähne oder deren Reste nur noch entfernen.

Das tut mir dann immer besonders weh, weil ich weiß, dass diese letzte Konsequenz hätte vermieden werden können. 

Welcher Zahnersatz ist der richtige?

Gute Frage, die ich pauschal so nicht beantworten kann. Weshalb?

  1. Zunächst kommt es darauf an, welcher Zahn oder welche Zähne verloren sind. Ob es einer oder gleich mehrere sind. Wie groß ist die Lücke?
  2. Wo befindet sich die Zahnlücke? Im Backenzahnbereich oder im Frontzahnbereich?
  3. Gibt es Nachbarzähne, die als stabile Stützpfeiler genutzt werden können? Sind diese naturgesund oder haben sie bereits große Füllungen oder gar Kronen?
  4. Wie ist die Prognose aller anderen Zähne? Ist mit weiterem Verlust, zum Beispiel durch eine Parodontitis zu rechnen?
  5. Wie gut ist der Kieferknochen im Bereich der Lücke erhalten? Könnte er ein Implantat aufnehmen?
  6. Ganz wichtig: Was wünschen Sie sich? Ist Ihnen vor allem an der Wiederherstellung der Kaufunktion gelegen oder kommt für Sie nur ein möglichst unauffälliger Zahnersatz in Frage?
  7. Das liebe Geld spielt natürlich auch eine Rolle. Ganz grob kann man sagen, dass Implantatversorgungen mehr kosten als Brücken und diese wiederum teurer sind als herausnehmbarer Zahnersatz.

Sie sehen also, die Entscheidung ist nicht leicht, weil viele Faktoren bedacht werden müssen. Und deshalb machen wir sie uns auch nicht leicht.

Mit dem „wir“ meine ich auch Sie als Patient. Denn wir müssen zusammen die für Sie geeignete Lösung finden. Alleine kann das keiner von uns beiden.

Denn mein Ziel ist nicht nur eine ästhetische und funktionale Lösung für Ihr Problem, sondern dass Sie sich hinterher absolut zufrieden und gut fühlen.

Dass das Ergebnis Ihren Erwartungen entspricht und vor allem Ihnen wieder ein gutes Mund- und Kaugefühl gibt.

Herausnehmbarer Zahnersatz – was spricht für ihn?

Wenige Formen von Zahnersatz sind emotional so negativ beleumundet, wie herausnehmbarer Zahnersatz. Da haben wir doch direkt ein paar Bilder im Kopf: die Prothesen, die nachts im Wasserglas schweben, Einkauf von Haftcreme mit Schal und Sonnenbrille und Schlabberei für den Rest des Lebens.

Die Realität ist aber eine ganz andere. Während meines Studiums las ich eine Studie, bei denen Patienten zunächst ein fester und nach einigen Wochen alternativ ein herausnehmbarer Zahnersatz eingegliedert wurde.

Wiederum nach einiger Zeit konnten sie sich für eine der beiden Lösungen entscheiden. Der größte Teil entschied sich tatsächlich für den herausnehmbaren Zahnersatz.

Konnte ich damals nicht verstehen. Heute, um einige Tage und nicht zuletzt durch die Anfertigung von ein paar Prothesen weiser geworden, schon.

Fangen wir mit dem bekanntesten herausnehmbaren Zahnersatz an:

Totalprothese

Sie kommt (zunehmend seltener) bei vollkommen zahnlosen Patienten zum Einsatz. Sowohl der Prothesenkörper, wie auch die Zähne bestehen aus Kunststoff.

Sie hält im Wesentlichen durch eine Saugwirkung am Kiefer, ähnlich zwei nassen Glasplatten. Zumindest im Oberkiefer, im Unterkiefer ist das schon heikler.

Entgegen der (auch unter Kollegen und Zahntechnikern) bestehenden Meinung, gehört Ihre Anfertigung mit zu den schwersten Aufgaben.

Ihre Vorteile:

  • im Vergleich zu den alternativ denkbaren, implantatgestützten Lösungen deutlich niedrigerer Preis
  • geringe körperliche Belastung bei der Herstellung
  • einfache Pflege

Die Nachteile:

  • im Vergleich zu natürlichen Zähnen stark eingeschränkte Beisskraft
  • bei einem stark abgebauten Kieferknochen kann die Haftung eingeschränkt sein
  • sie stört (zumindest anfänglich) beim Sprechen und Kauen
  • die Ästhetik ist nicht immer zufriedenstellend (geht aber auch anders)
  • eingeschränktes Geschmacksempfinden

Modellguss- oder Klammerprothese

Sie setzt noch eigene Zähne zur Verankerung voraus.

Der filigrane Prothesenkörper besteht in den meisten Fällen aus Edelstahl und wird mittels metallener Klammer an den restlichen Zähnen verankert. Die Kunststoffzähne befinden sich in einem rosafarbenen Kunststoffträger, der sich am Kiefer oder Gaumen anlegt.

Ihr Vorteil:

  • günstig im Preis
  • nur sehr geringgradiges Beschleifen an den eigenen Zähnen nötig
  • Befestigung auch an vorhandenen Kronen möglich
  • einfaches Einsetzen und Herausnehmen
  • bei entsprechender Konstruktion auch erweiterbar
  • ein- und nachstellbare Haltekraft

Der Nachteil:

  • die Klammern sind sichtbar und werden oft als störend empfunden
  • je nach Anzahl, Form und Größe der eigenen Zähne nicht immer idealer Halt

Geschiebeprothese

Sie hat mit der Modellgussprothese den Prothesenkörper gemeinsam.

Anstatt durch Klammern wird der Halt jedoch durch filigrane, nicht oder kaum sichtbare Verankerungselemente hervorgerufen. Dazu müssen an den entsprechenden Zähnen Kronen mit speziellen Aufnahmen, den sogenannten Geschieben, angefertigt werden.

Ihr Vorteil:

  • keine sichtbaren Klammern
  • guter Prothesenhalt
  • bei entsprechender Konstruktion auch erweiterbar
  • mit Klammern im nicht sichtbaren Bereich kombinierbar
  • ein- und nachstellbare Haltekraft

Der Nachteil:

  • Überkronung von Zähnen notwendig
  • dadurch höhere Kosten
  • schwierigeres Einsetzen

Teleskopprothese

Sie ist eine typisch deutsch Prothese, die es kaum anderswo in der Welt gibt, und sie ist auch bei Implantaten einsetzbar.

Ihr Prothesenkörper kann der Modellgussprothese gleichen, aber auch wie eine fest zementierte Brücke gestaltet sein.

Wie bei der Geschiebeprothese müssen Zähne beschliffen werden. Statt mit einer vollständigen Krone werden auf ihnen jedoch eng anliegende, zylinderförmige Innenkronen befestigt.

Die Außenkrone ist am Prothesenkörper befestigt und wird beim Einsetzen der Prothese über die Innenkrone geschoben. Durch Reibhaftung entsteht der Halt.

Sie ist besonders geeignet, wenn alle vorhandenen Zähne einbezogen werden sollen.

Ihre Vorteile:

  • Teleskopkronen bieten starken Halt
  • sehr gute Ästhetik
  • sehr gute Reinigungsmöglichkeit der vorhandenen Zähne
  • bei entsprechender Konstruktion sehr gute Erweiterbarkeit
  • einfaches Einsetzend der Prothese
  • in Kombination oder auch allein auf Implantaten einsetzbar

Ihr Nachteil:

  • Überkronung von Zähnen notwendig
  • durch den guten Halt anfänglich schwieriger herauszunehmen
  • je nach Anzahl der Teleskopkronen hoher Preis

Festsitzender Zahnersatz – das sind die Vorteile

Fest zementierter Zahnersatz kommt je nach Situation dem natürlichen Zahngefühl am nächsten.

Auf zwei Varianten, möchte ich hier kurz eingehen.

Brücke

Eine Brücke ist immer noch die häufigste Form des festsitzenden Zahnersatzes, die mittlerweile in vielen Varianten Anwendung findet.

Je nach Situation ist mal die eine, dann eine andere geeigneter. Die „beste“ gibt es nicht! Dabei überbrückt eine Konstruktion aus einem innen liegenden Gerüst aus Metall oder hochfester Keramik, das außen mit einer speziellen Keramik verblendet wird, die Zahnlücke und komplettiert somit wieder die Zahnreihe.

Vorteile:

  • eine Brücke sieht ästhetisch aus
  • sie vermittelt ein nahezu authentisches Kaugefühl

Nachteile:

  • es müssen immer mindestens zwei Zähne, die Pfeilerzähne, beschliffen werden, was mit Zahnsubstanzverlust verbunden ist
  • der durch den Zahnverlust eingetretene Abbau von Knochen und Zahnfleisch kann zuweilen funktionell und ästhetisch nicht befriedigend ausgeglichen werden
  • eine ästhetische und hochpräzise Brücke ist nicht billig und kommt nicht (!) aus China

Die andere Möglichkeit einen oder mehrere Zähne zu ersetzen, ist das

Implantat

Dabei werden künstliche Wurzeln, die Implantate, in den Kieferknochen eingesetzt. Nach einer mehr oder weniger längeren Einheilzeit werden diese mit zahnfarbenen Kronen  überkront.

Vorteile:

  • kein Beschleifen von natürlichen Zähen notwendig
  • durch das Einsetzen eines Implantates kann der Knochen erhalten und so ästhetische Einbußen vermieden werden
  • das Kauempfinden ist natürlich
  • kann auch dort, wo eine Brücke nicht möglich ist, einen Zahn ersetzen (z.B. den letzten Zahn hinten im Kiefer)
  • ist mit herausnehmbarem Ersatz kombinierbar

Nachteile:

  • Implantate sind in der Regel relativ teuer
  • nix von jedem: anspruchsvolle Technik, die viel Erfahrung erfordert
  • nix für jeden: nicht geeignet für zum Beispiel starke Rauchern, schlecht eingestellte Diabetikern oder bei schlechter Zahnpflege
  • unter Umständen belastender chirurgischer Eingriff

 Welchen Zahnersatz empfehle ich?

Diese Frage kann ich so pauschal nicht beantworten. Denn neben Ihrer individuellen Kiefer- und Zahnsituation hängt dies auch von Ihren Wünschen und Vorstellungen ab.

Und davon, wie viel Aufwand Sie in physischer, psychischer und finanzieller Hinsicht auf sich nehmen wollen.

Was ich aber guten Gewissens sagen kann, dass wir gemeinsam immer eine Lösung finden werden, die die richtige für Sie sein wird.

Denn genauso wenig wie das Glück immer in der teuersten Lösung liegt, geht das Verhängnis nicht automatisch mit der einfachen Lösung einher.

Die Kunst liegt oft darin, sich auch dem scheinbar einfachsten mit Sorgfalt zu widmen.

Dabei helfen mir „meine“ Zahntechnikermeister, mit denen ich seit vielen Jahren, teils sogar seit 30 Jahren, zusammenarbeite.

Selbst nach so langer Zeit erstaunen sie mich immer wieder mit ihren filigranen und hochpräzisen Meisterwerken sowie ihren ausgeprägtem Gespür für Formen und Farben.

Und gerade diese herausragende Kombination von Präzision und künstlerischem Talent ist notwendig, damit Sie später mit Ihrem Zahnersatz Freude haben, sei er nun herausnehmbar oder festsitzend.

So, nun wissen wieder mal Bescheid.

Es grüßt Sie herzlich

Dr. Achim Gauchel

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