Diesen Beitrag weiterempfehlen:
Süßes und saures Essen schadet den Zähnen. Beugen Sie vor. Zahnarzt Dr. Gauchel, Düsseldorf

Wenn Essen den Zähnen schadet

Nahrungsaufnahme gehört zu den wichtigsten Grundbedürfnissen des Menschen. Nicht nur, um nicht zu verhungern, sondern auch, um Genuss zu erleben. Und das ist auch gut so.

Dass dabei nicht jedes Lebensmittel gut für die Zähne ist, wissen inzwischen die meisten.

Doch nicht allen ist bewusst, dass neben dem Zucker vor allem säurehaltige Getränke und Nahrungsmittel unseren Zähnen schaden können.

Darum geht es heute in diesem Beitrag.

Doch vorab möchte ich einen Mythos ausräumen: der Zahnarzt und seine Familie leben zuckerfrei und vermeiden alles, was den Zähnen schaden kann.

Ich weiß nicht, wer das in die Welt gesetzt hat. Ich war es bestimmt nicht. Mein Hang zu Askese und Abstinenz ist eher schwach entwickelt. Habe ich deshalb einen Zahn verloren? Oder jemand aus der Familie? Nö.

Daher seien Sie beruhigt, die Lage ist zwar ernst, aber es gibt Rettung.

Der Klassiker Zucker – nichts schadet Zähnen mehr

Gut, das weiß mittlerweile jeder. Jedoch nicht warum. Aber das ist wichtig, wenn man Schäden vermeiden möchte.

Für viele der in der Mundhöhle lebenden Bakterien sind Zucker die Nahrungsgrundlage.

Als Abfallprodukt des Bakterienstoffwechsels entstehen Säuren, die durch die Keime ausgeschieden werden. Bei den Bakterien, die sich direkt auf den Zahnoberflächen angesiedelt haben (die „Plaque“), kommen diese Säuren in unmittelbaren Kontakt mit der Zahnoberfläche.

Zahnschmelz ist zwar die härteste Substanz unseres Körpers, aber er hat auf Grund seiner Zusammensetzung einen Schwachpunkt: er ist säurelöslich. Kann die Säure lange genug und in ausreichender Menge einwirken, entsteht z.B. Karies.

Nun ist Zucker nicht gleich Zucker. Die einfachsten Zucker bestehen aus einem einzigen Zuckermolekül, wie beispielsweise Traubenzucker (Glucose) oder Fruchtzucker (Fructose).

Verbinden sich diese beiden, entsteht unser Haushaltszucker (Saccharose). Werden die Ketten noch länger, entstehen Vielfachzucker oder Kohlenhydrate.

Für die Mundbakterien ist das nicht unerheblich. Denn während sie die langen Zuckerketten in ihrem Stoffwechsel erst zerlegen müssen, werden Einfachzucker und Haushaltszucker sehr viel schneller in Säuren umgesetzt.

Dabei ist es den Bakterien übrigens vollkommen egal, ob der Zucker industriell raffiniert wurde oder aus natürlichen Quellen stammte.

So verringern Sie die Kariesgefahr

Um die Kariesgefahr zu senken, können Sie den Zuckerkonsum verändern und einschränken sowie die Anzahl der Bakterien vermindern.

Letzteres ist vergleichsweise einfach: Entfernen Sie zumindest einmal täglich auf allen Zahnflächen die anhaftenden bakteriellen Beläge. Je weniger Bakterien dort vorliegen, desto geringer ist die Säureproduktion.

Den Zuckerkonsum zu verändern, bedeutet: statt ständig etwas Süßes zu naschen, gönnen Sie sich kurz eine Nascherei und lassen es dabei bewenden. Denn ständiges Naschen versorgt die Bakterien über die ganze Zeit mit für sie idealer Nahrung.

So ist beispielsweise der Dauerlutscher – gerade bei Kindern gern gesehen – ist eine Katastrophe, weil die Zähne über lange Zeit mit Säuren geschädigt werden.

Noch besser ist es, den Zuckerkonsum zusätzlich einzuschränken. Aber auch schwieriger. Dabei denke ich nicht nur an den offensichtlichen Zuckerkonsum in Form von Haushaltszucker im Kaffee oder durch Süßigkeiten in jeder Form. Sondern auch an die versteckten Zucker in industriell hergestellten Lebensmitteln.

Das fängt beim „gesunden“ Müsli an, geht über Ketchup und fettreduzierte Lebensmittel bis hin zu Fleischwaren.

Machen Sie sich doch mal den Spaß (oder die Mühe) und lesen Sie sich die Inhaltsstoffe genau durch. Sie werden staunen. Nebenbei: der Aufdruck „ohne Zuckerzusatz“ heißt nicht „zuckerarm“.

Darüber hinaus ist weniger Zucker auch gut für Ihre allgemeine Gesundheit.  So steigert ein hoher Zuckerkonsum beispielsweise die Entzündungsbereitschaft im gesamten Körper.

Saures macht nicht nur lustig, sondern greift auch den Zahnschmelz an

Mag ja sein, dass Saures lustig macht. Aber zuweilen wird aus dem Lachen ein gequälter Gesichtsausdruck, wenn die Zähne in der Folge übermäßiger Säureeinwirkung schmerzen.

Wie kommt es dazu?

Ich erwähnte bereits, dass Zahnschmelz säurelöslich ist. Es sind aber nicht nur die Säuren, die durch Bakterien punktuell Schaden anrichten, sondern auch Säuren aus der Nahrung selbst. Diese wirken großflächig auf den ganzen Zahn ein und können vor allem Kauflächen und Zahnhälse großflächig zerstören.

Dazu zwei Beispiele aus meiner Praxis.

Vor vielen Jahren stellte sich ein etwa 25-jähriger Mann mit extremer, säurebedingter Zerstörung seiner Zähne vor. Waren die letzten Zähne im Ober- und Unterkiefer noch nahezu gesund, nahm der Schaden in Richtung Schneidezähne immer mehr zu.

Alle Frontzähne waren bis auf das Zahnfleischniveau regelrecht weggeätzt. Ursache war der über viele Jahre praktizierte tägliche Konsum von zwei bis drei Litern Cola und einem Liter Orangensaft.

Dabei nahm er die Getränke während der Büroarbeit in kleinen Schlucken zu sich und schwenkte sie dann eine Zeit lang genüsslich im Mund.

Beim zweiten Fall handelte es sich um einen älteren Herrn, bei dem alle Zähne gut die Hälfte ihrer Höhe verloren hatten. Hier war der jahrelange und tägliche Verzehr von einem Kilo Äpfel aus dem eigenen Garten der Grund.

Ich erzähle Ihnen das, um aufzuzeigen, welche Zerstörungskraft Säuren im Gebiss entfalten können, dass die Faktoren Zeit und Menge eine große Bedeutung haben. Und dass auch gesunde Nahrungsmittel Schaden anrichten können.

Spricht das jetzt gegen eine „gesunde“ Ernährung? Natürlich nicht. Falls Sie bereits darüber nachgedacht haben, ob warmes Wasser, angereichert mit etwas Petersilie, die einzig verbleibende Nahrungsalternative darstellt, können Sie diesen Gedankengang wieder beenden.

Saure Getränke und Nahrung den Zähnen zuliebe richtig dosieren

Sie müssen weder auf Zitrusfrüchte oder Obst und deren Säfte im Allgemeinen, noch auf gesäuerte Salatsoßen oder gar säurelastige Weine verzichten.

Es kommt auf die Menge an. Im Rahmen einer ausgewogenen Kost also kein Problem. Nehmen Sie aber – wenn auch saisonbedingt – sehr viel Obst oder Rohkost zu sich, müssen Sie mit der Gefahr eines Säureschadens rechnen und können nur versuchen, diesen zu minimieren.

Wie aus dem ersten Beispiel hervorgeht, können Softdrinks für die Zähne extrem gefährlich sein, weil ihr Säuregehalt durch die häufig vorhandene Süße maskiert wird.

So sind einige Cola-Getränke saurer als reiner Zitronensaft. Aber auch hier sind die Menge und die Zeit der Säureeinwirkung entscheidend.

Auch der Fruchtsaft für Kleinkinder im Fläschchen mit Sauger ein Desaster für die Milchzähne. Selbst, wenn er mit Wasser verdünnt wurde. Und der darin enthaltene Zucker kommt noch hinzu.

Wie bereits bei Zuckerhaltigem ist es vorteilhaft, z.B. säurehaltige Getränke in größeren Schlucken zu sich zu nehmen (Wein lassen wir wegen der damit verbundenen „Nebenwirkungen“ mal außen vor).

In der Vergangenheit wurde empfohlen, auch von mir, nach dem Verzehr säurehaltiger Nahrung oder Getränke den Mund nur mit Wasser auszuspülen.

Und vor allem, die Zähne für eine halbe Stunde nicht zu putzen, um die erweichte Zahnsubstanz nicht auch noch mechanisch zu entfernen, bevor der Speichel diese wieder remineralisieren konnte.

Es entspricht zwar den Tatsachen, dass durch Säure erweichter Zahnschmelz durch Putzen leichter entfernt wird, neuere Studien belegen aber, dass die Reparatur durch den Speichel geringer ist und länger dauert, als gedacht.

Ein Verschieben der Reinigung um die besagte halbe Stunde vermindert daher nicht den Zahnabrieb.

Da häufig eine Kombination von Säure und Zucker (Softdrinks) vorliegt, ist das sofortige und vor allem druckarme Reinigen der Zähne mit einer Fluorid-haltigen Zahncreme eher von Vorteil.

Ist das direkte Putzen der Zähne nicht möglich, ist ein Schluck Wasser zum Verdünnen und Wegspülen von Säure und Zucker tatsächlich empfehlenswert.

Kalziummangel lässt den Zahn sich stumpf anfühlen

Haben Sie sich schon immer gewundert, weshalb sich Ihre Zähne nach dem Verzehr von Spinat so stumpf anfühlen?

Spinat, wie auch Mangold oder Rhabarber, enthalten sehr viel Oxalsäure. Diese löst das im Zahnschmelz eingebundene Kalzium heraus, geht mit ihm eine Verbindung ein und lagert sich auf der Zahnoberfläche ab. Das verursacht das pelzige Gefühl.

Wenn Sie diese Demineralisierung vermeiden wollen, sollten Sie oxalsäurehaltige Lebensmittel, wenn möglich, blanchieren oder kochen.

Dabei geht ein guter Teil der Oxalsäure in das Kochwasser über. Das sollten Sie weggießen und nicht weiterverwenden.

Einen weiteren Schutz bietet die Zubereitung in Kombination mit kalziumhaltigen Produkten wie Sahne, Schmand oder Quark.

Das darin enthaltene Kalzium verbindet sich ebenfalls mit der Oxalsäure wodurch diese den Zahnschmelz in nur geringerem Maße angreifen kann.

Zahnreinigung schützt vor Zahnläsionen nach dem Verzehr von Süßem oder Saurem

Zur Abwechslung nun etwas Bitteres: Es ist nahezu unmöglich, die Zähne vor jedwedem Säureangriff zu bewahren.

Aber es ist möglich, die Folgen zu vermeiden oder so gering zu halten, dass Ihre Zähne Sie ein Leben lang begleiten. Einen wichtigen Ansatz dazu formulierte bereits Paracelsus im Jahre 1538:

Wenn ihr jedes Gift wollt recht auslegen, was ist, das nit Gift ist? Alle Ding sind Gift und nichts ohn Gift. Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.

Im Hinblick auf die Zähne müssen wir die Dosis noch um den Faktor Zeit ergänzen. Denn die gleiche Menge Zucker oder Säure entfaltet eine weitaus schädlichere Wirkung, wenn sie lange einwirken kann.

Also: statt die Tafel Schokolade stückchenweise über Stunden zu vernaschen, lieber zügig verzehren.

Die Cola aus dem Glas in kräftigen Schlucken trinken und nicht langsam mit dem Strohalm.

Noch besser ist es, nicht nur die Zeit, sondern auch die Dosis zu senken.

Die richtige Zahnpflege hilft gegen Zuckerschäden

Ich erwähnte bereits, dass dort, wo keine bakteriellen Beläge sind, auch kein durch Zucker verursachter Säureangriff stattfinden kann.

Also weg mit den Belägen. Vor allem in den Zahnzwischenräumen und den Zahnfleischrändern, dort, wo Karies am häufigsten entsteht.

Am besten geht das mit der SOLO-Prophylaxe.

Denn hier reinigen Sie mit den SOLO-Stix die Zahnzwischenräume und mit der SOLO-Einbüschelbürste können Sie behutsam den Zahn am Zahnfleischrand reinigen.

Im Rahmen der halbjährlichen professionellen Zahnreinigung beraten wir Sie gerne bei der Auswahl der Bürsten und deren Anwendung.

Auch vor den aus der Nahrung stammenden Säuren gibt es einen Schutz. Verwenden Sie regelmäßig eine Fluorid-haltige Zahncreme und zusätzlich einmal die Woche ein hochdosiertes Fluoridgel. Damit erhöhen Sie deutlich die Widerstandsfähigkeit des Zahnschmelzes gegenüber Säuren.

Das macht die Zähne zwar nicht säureunlöslich, aber in Kombination mit einem umsichtigen Genuss säurehaltiger Nahrungsmittel und Getränke, hilft es, den Schaden zu begrenzen.

Zur individuellen Anwendung und Dosierung fluoridhaltiger Produkte, gerade auch bei Kindern, unterstützen wir Sie mit Rat und Tat.

Sollten Sie – aus welchem Grund auch immer – keine Fluorid-haltigen Zahncremes benutzen wollen, müssen Sie Sich mehr Gedanken über Dosis und Zeit machen.

Denn es ist wie bei einer Waage. Nehmen Sie auf der einen Seite etwas weg, muss auch auf der anderen Seite etwas entnommen werden, um das Gleichgewicht zu erhalten.

Sprechen Sie uns an, wir helfen Ihnen gerne bei Fragen zu Ihrem perfekten Zahnerhalt.

Diesen Beitrag weiterempfehlen: