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In den Wechseljahren ist eine richtige Zahnpflege unerlässlich.

Wechseljahre – auch die Zähne sind betroffen

Vermutlich schauen Sie gerade zweimal auf die Überschrift. Aber ja, Sie haben richtig gelesen und nein, Sie sind nicht auf der Seite eines Gynäkologen.

Ich wage mich auch als Zahnarzt an dieses Thema, weil viele meiner Patientinnen zusammen mit mir „älter“ geworden sind.

Und damit in dem Alter sind, in dem das Thema Wechseljahre akut ist oder zumindest um die Ecke linst. Und damit auch oft Zahnprobleme einhergehen.

Mit diesem Artikel möchte die Sensibilität dafür schaffen, auch auf zahnmedizinische Besonderheiten während den Wechseljahren einzugehen.

Nicht nur Hitzewallungen können zu schaffen machen

Frauen denken beim Thema Wechseljahre vermutlich zunächst erstmal an Symptome wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Schlafstörungen. Und nicht zu allererst an mögliche Zahnprobleme.

Doch in der Zeit von Anfang 40 bis Ende 50 bringt die hormonelle Umstellung noch weitere Auswirkungen für den weiblichen Organismus mit sich.

Zum Beispiel auf die Zahn- und Mundgesundheit. Und deshalb raten Zahnärzte gerade in dieser Phase dazu, ein besonderes Augenmerk auf die Zähne zu legen.

Doch woran liegt es, dass die Wechseljahre auch den Zähnen zu schaffen machen und Zahnprobleme auftreten können?

Hormonelle Umstellung hat Auswirkungen auf die Zahngesundheit

Wie auch in anderen Bereichen sind hormonelle Schwankungen daran nicht unschuldig.

Es entsteht eine zunächst oberflächliche Zahnfleischentzündung, hormonelle Gingivitis genannt. Das Zahnfleisch ist geschwollen, oft auch gerötet und neigt bereits bei leichter Berührung zum Bluten.

Aus Angst vor weiteren Zahnfleischblutungen putzen viele Frauen nun ihre Zähne nicht mehr so gründlich. Dadurch wird die bakterielle Plaque nicht mehr restlos entfernt, die Entzündung und Blutung werden stärker und der Teufelskreis beginnt.

Schließlich wird aus der Entzündung des Zahnfleisches eine tiefer reichende Entzündung des die Zähne verankernden Knochens. Es entsteht eine Parodontitis mit Knochenabbau bis hin zum Zahnverlust.

Eine weitere Gefahr droht durch eine verminderte Speichelmenge in den Wechseljahren und eine veränderte Zusammensetzung des Speichels. Speichel übernimmt im Mund wichtige Reinigungs- und Mineralisierungsfunktionen. Wenn er diesen nicht mehr nachkommen kann, wird das Kariesrisiko deutlich erhöht und Zahnprobleme können auftreten.

Gründliche Zahnreinigung in den Wechseljahren unerlässlich

Um nun Zahnschäden oder gar Zahnverlust zu vermeiden ist eine gründliche Reinigung der Zähne unerlässlich. Und zwar durch Sie selbst! Dabei hat die Entfernung der Plaque in den Zahnzwischenräume eine zentrale Bedeutung.

Das gelingt am besten mit Interdentalbürsten, in ganz engen Zwischenräumen auch mit Zahnseide. Alle anderen Dinge, die zu diesem Zwecke angeboten werden, wie besondere Zahnbürsten, Mundduschen, Zahncremes oder Mundspülungen können es nicht!

Die Grundlage ist und bleibt die mechanische Entfernung der Bakterienbeläge. Auch wenn das mühsam ist und die Alternativen doch so einfach erscheinen. Ich kann das gar nicht oft genug betonen.

Natürlich können Sie alles andere zusätzlich anwenden. Aber eben nur zusätzlich. Bei Zahncremes und Mundspülungen gibt es aber gerade in den Wechseljahren etwas zu beachten.

Nicht selten tritt das sogenannte „Burning-Mouth-Syndrom“ auf, bei dem die Betroffenen neben Mundtrockenheit unter einem brennenden, wunden Gefühl im Bereich der Zunge und der umgebenden Schleimhäute leiden.

Dann sollte alles, was die Schleimhäute reizen könnte vermieden oder nur vorsichtig dosiert werden. Dies gilt nicht nur für Zahnpflegeprodukte, sondern auch für die Ernährung.

Was wir für Sie tun können

Unsere Aufgabe sehe ich darin, Sie nach besten Kräften in Ihrer häuslichen Zahnpflege zu unterstützen. Dazu empfehle die SOLO-Prophylaxe, ein Prophylaxekonzept, dass es Ihnen ermöglicht, Ihre Zähne zuhause gründlich und doch schonend zu reinigen.

Fast so gründlich, wie eine professionelle Zahnreinigung bei uns. Denn auch wenn Sie täglich Ihr Bestes geben, etwas bleibt immer über. (Da nehme ich mich nicht aus. Nur mal so nebenbei erwähnt.) Und das entfernen wir dann. Zweimal im Jahr reicht in den meisten Fällen aus.

Doch mindestens so wichtig, wie das, was wir dabei entfernen, ist das, was wir Ihnen mitgeben. Nämlich die Tipps und die Beratung, wie Sie Ihre häusliche Pflege optimieren können. Nur so funktioniert Vorsorge, nämlich 365-mal im Jahr. Das ist der Grundgedanke der SOLO-Prophylaxe.

Knochenstabilität lässt in den Wechseljahren nach

Es gibt jedoch noch ein weiteres Problem, das die Wechseljahre mit sich bringen. Die Osteoporose.

Denn der sinkende Hormonspiegel in den Wechseljahren kann sich auch auf die Knochen auswirken. Die Folge ist eine Verringerung der Knochendichte und damit auch der Knochenstabilität.

Osteoporose betrifft nicht nur die Wirbelsäule oder Knochen der Extremitäten, sondern unter Wissenschaftlern wird diskutiert, ob auch die Kieferknochen davon betroffen sind.

Statistisch gesehen, deutet zumindest vieles auf einen Zusammenhang von Osteoporose und Parodontitis hin. Daher ist der Schutz vor einer den Kieferknochen zusätzlich zerstörenden Parodontitis sehr wichtig.

Aber ein weiterer Punkt liegt mir sehr am Herzen:

Bei der medikamentösen Behandlung der Osteoporose werden in einigen Fällen Bisphosphonat-Präparate verwendet. Während dieser hochwirksamen Therapie ist allerdings die Gefahr von Wundheilungsstörungen nach zahnärztlich-chirurgischen Eingriffen in einigen Fällen erhöht.

Daher ist es wichtig, vor (!) Therapiebeginn eine eingehende zahnärztliche Untersuchung durchzuführen und notwendige Behandlungen, wie z.B. eine Parodontitis-Behandlung vorher abzuschließen. Leider wird diese Empfehlung nicht immer beachtet. Daher fragen Sie im Zweifel immer Ihren behandelnden Arzt, ob bei der geplanten Medikation ein solches Risiko besteht.

Ich wünsche Ihnen allen eine schöne Adventszeit

Ihr Dr. Achim Gauchel

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