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Fluoridierung – sinnvoll oder schädlich?

Das ist dran an einer prophylaktischen Fluoridierung

Fluor härtet Zahnschmelz. Und schützt somit vor Karies. Zumindest glauben das viele. Stimmt aber nicht.

Warum?  Weil hier zwei Irrtümer vorliegen.

Erstens schützt nicht Fluor vor Karies und zweitens wird der Zahnschmelz nicht härter.

Doch was ist nun dran an dieser allgemeingängigen Aussage und ist da überhaupt etwas dran?

Das möchte ich in diesem Artikel beantworten.

Fluoride können den Zahn schützen

Jetzt kommen wir der Wahrheit schon näher. Nicht das giftige und gasförmige Fluor schützt vor Karies, sondern dessen Salz, das Fluorid, auch Calciumfluorid oder Flussspat genannt.

Macht das einen Unterschied? Aber ja doch.

Ich erkläre es anhand eines Beispiels. Chlor, auch ein giftiges Gas, würden Sie genauso wenig freiwillig einatmen, wie Sie in einen Riegel Natrium beißen würden. Und doch nehmen Sie beides täglich zu sich. Und zwar in Form von Natrium-Chlorid, unserem Speisesalz.

Natürlich kann auch Fluorid gefährlich sein. Wasser auch. Mehrere Liter hintereinander getrunken können Sie umbringen. Wie im richtigen Leben, gilt auch hier das Prinzip von Paracelsus: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift sei.“

Daher sollen gemäß den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung Frauen 3,1 mg Fluorid/Tag und Männer 3,8 mg/Tag zu sich nehmen.

Die tatsächliche Zufuhr ist in weiten Teilen der Bevölkerung jedoch erheblich geringer und liegt bei Erwachsenen zwischen 0,2 bis 0,5 mg/Tag. Und das, obwohl Fluorid zu den lebenswichtigen Spurenelementen des menschlichen Körpers zählt und z.B. eine entscheidende funktionelle Bedeutung für den Aufbau, die Stabilität und Dichte der Knochen hat.

Daher ist eine zusätzliche Fluoridzufuhr, z.B. über ein entsprechendes Mineralwasser oder Speisesalz durchaus überlegenswert.

Und darüber hinaus ist Fluorid eine gute Möglichkeit, den Zahnschmelz zu schützen. Zu schützen wohlgemerkt, nicht zu härten. Denn die Härte des Zahnschmelzes ist genetisch bedingt und nicht mehr zu ändern. Macht aber nix. Denn:

So wirken Fluoride

Die kariesprophylaktische Wirkung von Fluorid beruht auf drei Mechanismen:

  • Erhöhung der Säureresistenz des Zahnschmelzes

Zucker wird durch einige Bakterien aus der Mundflora in Säuren umgewandelt. Je mehr Zucker, desto mehr Säure. Nun besteht Zahnschmelz überwiegend aus dem sogenannten Hydroxylapatit, knallhart, aber leider auch säurelöslich. Das sowohl im Schmelz selbst, zum größten Teil aber an seiner Oberfläche gebundene Calciumfluorid (CaF2) vermindert jedoch den säurebedingten Verlust von Mineralien (Demineralisation) und trägt somit zum Schutz vor Karies bei.

  • Beeinflussung von De- und Remineralisation

Der Speichel kann im Idealzustand eine die Balance zwischen De- und Remineralisation herstellen. Kommt es aber, zum Beispiel durch eine erhöhte Zuckerzufuhr, zu einem Ungleichgewicht, ist diese Funktion des Speichels gestört und eine verstärkte Demineralisierung ist die Folge.

Ist jedoch ausreichend CaF2 an der Schmelzoberfläche gebunden, zum Beispiel durch eine sinnvolle Fluoridierung, geht dieses bei einem Säureangriff in Lösung. Dabei hemmt es einerseits die Demineralisation und wirkt sich andererseits fördernd auf die Remineralisation aus.

  • Antibakterielle Wirkung

Darüber hinaus gibt es Anzeichen, dass Fluorid den Zucker-Stoffwechsel der Bakterien behindert und die Anlagerung von Bakterien an der Schmelzoberfläche erschwert. Es ist aber noch nicht ganz geklärt, ob und in wie weit das zum Kariesschutz beiträgt.

Welche Art von Fluoridierung ist wirksam?

Fluoridhaltige Verbindungen wirken nur in direktem Kontakt mit der Schmelzoberfläche. So wie bei der Benutzung fluoridhaltiger Zahncremes. Auch die Wirkung fluoridhaltigen Speisesalzes beruht auf diesem Mechanismus.

Eine systemische Wirkung, also eine Wirkung nach dem Verschlucken von innen, z.B. in Form der Einlagerung in den Zahnschmelz bei der Zahnbildung, erwies sich als Irrtum.

Aus diesem Grunde empfehlen wir auch nicht mehr die Einnahme von Fluoridtabletten bei Kindern und Jugendlichen, sondern die lokale Fluoridierung. Weniger akademisch ausgedrückt heißt das: das Fluorid muss von außen direkt auf die Zähne. Und zwar ausreichend viel und auch ausreichend lang!

Wie viel ausreichend ist? Nun, das hängt vom Alter ab.

Ab dem Durchbruch der ersten Zähne bis zum Alter von 24 Monaten empfehlen wir 2 x tägliches Putzen mit einer reiskorngroßen Menge einer fluoridhaltigen Zahncreme. Danach bis zum sechsten Lebensjahr 2 – 3 x tägliches Reinigen mit einer erbsengroßen Menge einer fluoridhaltigen Zahncreme. Ab dem sechsten Lebensjahr können Sie die Menge erhöhen.

Jetzt könnte alles gut sein…aber ich habe oben auch geschrieben „ausreichend lang“. Es gehört zur Lebenswirklichkeit, dass die empfohlenen zwei bis drei Minuten Putzzeit von kleinen, großen und auch älteren Rackern großzügigst unterschritten werden. Bereits nach kurzer Zeit wird die Zahncreme mit dem Ausspülen wieder aus dem Mund befördert und das enthaltene Fluorid konnte nicht lang genug einwirken.

Deswegen empfehlen wir, besonders für Kinder, eine lokale und intensive Fluoridapplikation in unserer Praxis. Die Kosten übernimmt die gesetzliche Krankenkasse für Kinder vom sechsten bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres zweimal im Jahr.

Aber auch für Erwachsene ist das eine sinnvolle Maßnahme. Vor allem, wenn bereits das Zahnfleisch zurückgegangen ist, sind hoch dosierte Fluoridanwendungen ein wirksamer Schutz vor Wurzelkaries. Diese Maßnahmen sind daher regelmäßiger Bestandteil unseres Prophylaxeprogramms.

Sind Fluoridierungsmaßnahmen ausreichend, um eine vollständige Kariesfreiheit zu garantieren?

Fluoridierungsmaßnahmen schützen vor Karies, aber sie alleine verhindern keine Karies. Denn Fluorid ist kein Wundermittel und Karies auch keine Fluoridmangelerkrankung. Die Fluoridierung ist ein gewichtiger, aber eben nur ein Teil der Kariesprophylaxe. Ebenso gehören eine gesunde Ernährung, adäquate Mundhygiene und regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt dazu, um Karies zu vermeiden. (Daher widme ich dem Thema gesunde Ernährung als Kariesprophylaxe demnächst einen eigenen Artikel.)

Die intensive Fluoridierung können Sie zuhause wirkungsvoll unterstützen, indem Sie einmal wöchentlich eine spezielle, hochdosierte Fluoridzahncrem verwenden. Ab wann und wie Sie das tun sollten, erläutern wir Ihnen gerne bei Ihrem nächsten Besuch.

Aber einen wirklich wichtigen Tipp kann ich Ihnen hier schon geben: Reinigen Sie vor jedem Putzen mit einer fluoridhaltigen Zahncreme zuerst die Zahnzwischenräume mit einer Interdentalbürste. Denn Fluorid wirkt nur, wenn es auf belagfreie Zahnoberflächen trifft.

Und ja, es geht auch ohne Fluorid. Aber dann muss allen anderen Teilen der Prophylaxe besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Mit Fluorid ist es jedoch einfacher und sicherer.

Was die Zahnarztpraxis Gauchel für Sie tun kann

Bei den regelmäßigen Prophylaxe- und Untersuchungsterminen inspizieren mein Team und ich eingehend Ihre Zähne, um mögliche Schäden so früh wie möglich zu erkennen. Dadurch konnte bei nicht wenigen meiner Patienten eine beginnende Karies gestoppt und über Jahrzehnte (mein Gott, bin ich schon so alt?) eine Füllung vermieden werden.

Aber selbst, wenn doch „gebohrt“ werden muss, ist durch das frühe Erkennen der Schaden an Zahn – und Portemonnaie – gering. Am schönsten ist es aber, wenn wir weder Karies, noch Parodontitis entdecken und wir Sie einfach bei der nächsten Kontrolle wiedersehen.

Deshalb haben wir bereits vor Jahren auf die SOLO-Prophylaxe eingeführt und uns darauf spezialisiert.

Mit diesem Prophylaxekonzept haben Sie es jeden Tag selbst in der Hand, eine effektive Reinigung Ihrer Zähne mit einem hochwirksamen Schutz vor Zahnschäden zu vereinen.

Wenn es Sie interessiert, lassen Sie uns über dieses bemerkenswerte Verfahren reden. Gerne bei einem Ihrer nächsten Besuche.

Bis dahin, bleiben Sie gesund und munter

Ihr Dr. Achim Gauchel

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